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20.03.2008 Hessen-Workshop „Demenzfreundliche Kommune"

Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz - mit dieser Einstellung trafen sich auf Einladung der „Aktion Demenz e.V." vom 13. bis 14. März engagierte Menschen aus hessischen Städten und Gemeinden zu einem Workshop auf Schloss Rauischholzhausen. Das Ziel der Zusammenkunft war es, Erfahrungen auszutauschen und Ideen für kommunale und landesweite Aktivitäten unter dem Motto „Demenzfreundliche Kommunen" zu entwickeln.

Der in Gießen ansässige gemeinnützige Verein Aktion Demenz veranstaltete auf Schloss Rauischholzhausen in Ebsdorfergrund einen Workshop zum Thema „Demenzfreundliche Kommunen" für Hessen. Rund 40 Interessierte aus hessischen Kommunen, aus den Bereichen der Verwaltung, Pflege, Wissenschaft und Angehörigeninitiative, hatten die Möglichkeit sich an einem Tisch zusammenzusetzen. Gemeinsam wurde erörtert, wie sich die Lage in Hessen zum Thema demenzfreundliche Kommunen zurzeit gestaltet und welche Maßnahmen zukünftig ergriffen werden sollten.

Der Vorsitzende des Vereins und Soziologe an der Universität Gießen Professor Reimer Gronemeyer wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass kein Rezeptwissen für die einzelnen Kommunen vermittelt werden soll. Es ginge vielmehr darum, dass Thema Demenz der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um ein Bewusstsein für diese Erscheinungsform des Lebens zu schaffen und Menschen mit Demenz eine gesellschaftliche Teilhabe auf dem „simplen Niveau selbstverständlicher Nächstenliebe" zu ermöglichen. Kreativität und Engagement vor Ort wird gefordert. „Aktion Demenz ist nicht als Expertenrunde gedacht sondern will zur Bürgerinitiative anregen", so die stellv. Vorsitzende Dr. Gabriele Kreutzner.

Frau Dr. Marie-Luise Marx vom Hessischen Sozialministerium bezeichnete die Betreuung und Versorgung demenzkranker Menschen als eine der großen sozial- und gesundheitspolitischen Herausforderungen. Trotz der hohen Zahl Demenzkranker habe sich das professionelle Hilfesystem noch nicht in ausreichender Weise auf diese Zielgruppe eingestellt. Die Kommunen seien die Orte der täglichen Lebensgestaltung, deshalb müsse genau dort angesetzt werden, um die erforderlichen Hilfen wirksam zu vernetzen und neue Betreuungs- und Versorgungsformen unter Einbindung des Bürgerengagements zu erproben.

Ruth Schwerdt, Professorin an der FH Frankfurt, wies darauf hin, dass im Grunde alle Menschen betroffen sind. „Statistisch gesehen wird jeder dritte Teilnehmer dieses Workshops später einmal an Demenz erkranken, wenn er nur alt genug wird." Damit Menschen mit Demenz als Bürgerinnen und Bürger am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, sei es unverzichtbar, mit ihnen zu kommunizieren. Die Mitteilungsfähigkeit der Betroffenen sollte nicht unterschätzt werden. Ursula Pohl, stellv. Vorsitzende der Landesseniorenvertretung und der 1. Vorsitzende der hessischen Alzheimer Gesellschaft Dr. Thomas Zickgraf betonten die Unerlässlichkeit der Einbeziehung und Mitberücksichtigung der Angehörigen.

Nach einem allgemeinen Überblick zum Thema „Demenz und Kommune in Hessen", folgte die Vorstellung beispielhafter Projekte in Hessen. So schilderte Dorothea Razumovsky die Erfahrungen mit dem Aufbau und der Durchführung des Gesprächskreises für Angehörige in Lich, Al Drinkwalter sprach über das Therapie-Nachmittag Angebot für Betroffene im Limes-Café in Pohlheim, Renate Flora über das Demenz-Netzwerk in Oberursel und Doris Metzendorf über die Netzwerk-Entwicklung im Lahn-Dill-Kreis. Bärbel Gregor stellte das nach schottischem Vorbild im Main-Kinzig-Kreis ablaufende Projekt einer qualitativ gesicherten häuslichen Pflege - SOwie Daheim - vor und Bettina Rudhof erläuterte das Konzept des interdisziplinär vorgehenden Vereins Demenz-Partner Rhein-Main e.V. .

All diese Praxis-Projekte möchten die Abschaffung der „Tabu-Zone Demenz" unterstützen und eine Hilfe für Menschen mit Demenz und deren Angehörige sein und bildeten eine fruchtbare Grundlage für die weitere Diskussion.

Am zweiten Tagungstag stellte Verena Rothe einleitend das Modellprojekt „Demenzfreundliche Kommune Gießen" vor. Anschließend wurden in Arbeitsgruppen Ideen und Anregungen für weitere Schritte auf dem Weg zu demenzfreundlicheren Kommunen für Hessen erarbeitet.

Ein Demenzportal im Internet, eine Demenz-Sprechstunde im Rahmen der Seniorenberatung, Aktionstage und Kunstaktionen sowie Fotowettbewerbe zum Thema Demenz, die Durchführung von Schulungen und Bildungsangeboten für Beschäftigte im Einzelhandel oder Nahverkehr, sowie das Erstellen einer „Landkarte" von bereits bestehenden Angeboten für Menschen mit Demenz und deren Angehörige sind nur einige der an diesem Tag entwickelten Anregungen und Vorschläge.

Am Ende der Veranstaltung wurde der Wunsch nach einer Fortsetzung und Regelmäßigkeit der Behandlung des Themas Demenzfreundliche Kommunen in Hessen deutlich.

Abschließend erklärte Professor Gronemeyer, dass man nicht nur Barrieren beseitigen sollte, sondern die Welt im Allgemeinen, die Lebenszusammenhänge vor Ort lebbar und human gestalten müsse, so dass Menschen mit Demenz, aber auch andere Bevölkerungsgruppen, mit weniger Schwierigkeiten an ihr teilhaben können.