„Ich kann was tun“ - Lobby für dementiell Erkrankte Hamburg
Das Projekt „ICH KANN WAS TUN" ist angesiedelt an der Begegnungsstätte Martinistraße. Sie wird in Arbeitsgemeinschaft der Kirchengemeinde St. Martinus und der HAMBURGISCHEN BRÜCKE - Gesellschaft für private Sozialarbeit e.V. im Gemeindehaus Martinistr. 33 betrieben. Die HAMBURGISCHE BRÜCKE bietet seit vier Jahren in der Begegnungsstätte Martinistraße zwei Betreuungsgruppen für dementiell Erkrankte und ihre Angehörigen an, für die die Gemeinde einmal monatlich einen besonderen Gottesdienst veranstaltet.
Diese Erfahrungen sind Anlass neue Angebote in der Gemeinde zu schaffen, um den dementiell Erkrankten und ihren Angehörigen den Weg aus der Isolation zu ebnen. Dabei wird die Begegnungsstätte Martinistraße als Facheinrichtung der Arbeitsstelle „Leben im Alter" genutzt. Die Arbeitsstelle „Leben im Alter" wird in Kooperation zwischen der HAMBURGISCHEN BRÜCKE und den vier evangelischen Gemeinden des Alsterbundes getragen. Ihr gehören ca. 12000 Gemeindemitglieder an. Initiiert wurde die Kooperation durch den Kirchenkreis Alt-Hamburg, der ein Konzept und Mittel für die Arbeitsstelle Leben im Alter bereitstellt.
Zielgruppe des neuen Projekts sind daher nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sondern die Gemeindeglieder der Gemeinde St. Martinus und die Wohnbevölkerung des Stadtteils Eppendorf. Durch die Öffentlichkeitsarbeit und persönliche Kontakte soll ein lokaler Kreis Freiwilliger gegründet werden, der sich langfristig für regelmäßige lokale Veranstaltungen zum Thema „Leben mit dementiell Erkrankten in Eppendorf" sorgt sowie um Freiwillige für die Betreuung dementiell Erkrankter wirbt. Wesentliche Aufgabe der Freiwilligen wird es dabei sein, die dementen Menschen und ihre Familienangehörigen wieder in die Gemeinschaft zurückzuführen, z. B. als Begleitung bei kleinen Ausflügen in den Stadtteil, für Hol- und Bringedienste zum Gottesdienst u. a. Der Einsatz der Freiwilligen Helfer wird über die Arbeitsstelle „Leben im Alter" koordiniert.
Durch die Gemeindegliederlisten ist es möglich eine große Zahl von Haushalten anzuschreiben, über die Situation dementiell Erkrankter und ihrer Familien vor Ort zu informieren, zu Veranstaltungen einzuladen und für freiwilliges Engagement zu werben. Weiterhin stehen die Gemeindebriefe und das Wochenblatt als Medien zur Verfügung. Durch die Öffentlichkeitsarbeit und persönliche Kontakte soll ein lokaler Kreis gegründet werden, der sich aus hauptamtlichen Fachkräften und kompetenten Freiwilligen zusammensetzt. Mit einem „Starter-Workshop", als erstem Schritt, sollen Grundinformation zur Situation von dementiell Erkrankten und ihren Angehörigen geboten werden sowie die Aktivitäten im Stadtteil für die Betroffenen vorgestellt.
Im zweiten Schritt folgt die Gründung des Arbeitskreises aus den Interessierten.
Im dritten Schritt nimmt der Arbeitskreis seine Arbeit auf. Der Arbeitskreis soll folgenden Aufgaben übernehmen: Durchführung von Veranstaltungen zum Thema „Leben mit dementiell Erkrankten in Eppendorf" sowie Veranstaltungen für Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, z.B. kulturelle Veranstaltungen, Ausflüge, Sonntagsgottesdienste. Der Arbeitskreis plant außerdem die Fortbildung weiterer interessierter Freiwilliger. Bei Erstellung des Schulungskonzepts wird auf die Erfahrungen der HAMBURGISCHEN BRÜCKE zurückgegriffen, die seit fünf Jahren freiwillige HelferInnen im Umgang mit dementiell Erkrankten schult. Die Freiwilligen sollen den demenziell Erkrankten die Teilhabe am Leben des Stadtteils ermöglichen. Die Koordinierung des Arbeitskreises obliegt der Leitung der Arbeitsstelle „Leben im Alter".
Welche Effekte werden in Hinblick auf die Nachhaltigkeit vor Ort erwartet?
Das Projekt soll als Arbeitsfeld von der Arbeitsstelle "Leben im Alter" fortgeführt und auf die drei anderen Partnergemeinden der EV. Gemeinderegion Alsterbund ausgeweitet werden.
Zeit und Arbeitsplan (die wichtigsten Arbeitsschritte und Meilensteine)
Unter den genannten Voraussetzungen ist es zuerst entscheidend, Grundlagen zu legen sowie Interesse und Akzeptanz in der Kirchengemeinde und im Stadtteil zu wecken. Ein Starterworkshop im Juni 2009 mit externer Moderation (mindestens 5 Stunden) soll Interessierte zusammenbringen, ins Thema einführen und Verabredungen zur weiteren Arbeit bringen. Der Arbeitskreis sollte sich spätestens im August 2009 gründen. Ab September erfolgt die Vorbereitung der Schulung der Freiwilligen Helfern, die die dementiell Erkrankten unterstützen. Ab Oktober 2009 nehmen die freiwilligen HelferInnen ihre Arbeit auf. Die Zeit zwischen Schulung und Einsatz der Freiwilligen wird genutzt, um Familien zu finden, die diese Unterstützung wünschen. Eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit muss dafür initiiert werden. Für März 2010 ist eine Auswertungsveranstaltung geplant, an dem alle Kooperationspartner beteiligt werden sollen.
Stand der Arbeiten, erreichte Ziele
Dokumentation Ich kann was tun - Lobby für Menschen mit Demenz
Mithilfe der freundlichen Bewilligung der Unterstützung unseres Konzept Ich kann was tun - Lobby für Menschen mit Demenz setzten wir die inhaltliche Umsetzung des ersten Workshops, der interaktiven Auftaktveranstaltung mit dem Ziel Menschen für einen Arbeitskreis, der die Stimme der Menschen mit Demenz unmittelbar hörbar macht, zu gewinnen, in den vergangenen Monaten um.
Um fachliches Hintergrundwissen zu vermitteln, luden wir die Dipl. Psychologin der Hamburgischen Brücke Gesellschaft für private Sozialarbeit e.V., Beratungsstelle für ältere Menschen und ihre Angehörigen (im Folgenden Hamburgische Brücke genannt) gemeinsam mit der Dipl. Sozialpädagogin / Dipl. Gerontologin, Frau Margret Schleede-Gebert der Ev. Fachschule für Altenpflege am Rauhen Haus ein, ihre anschauliche szenische Darstellung als Auftakt der Veranstaltung darzubieten. (Inhaltsangabe anbei)
Ferner baten wir, über die Geschäftsführerin der Hamburgischen Brücke, die Journalistin und Fotografin Frau Julia Engelbrecht-Schnür und die Journalistin Frau Britta Nagel um eine Lesung aus ihrem Buch Wo bist Du - Abschied zu Lebzeiten.
Die Hintergrundinformationen am Beginn der Auftaktveranstaltung sollten eine fachliche Hinführung zum Thema Demenz gewährleisten.
Im Rahmen der Konzepte des world café / open space sollte den BesucherInnen im Anschluss, die Möglichkeit geboten werden, unabhängig, frei und im Austausch mit anderen, Ideen für die Interessenvertretung von Menschen mit Demenz zu sammeln. Dabei diente als roter Faden, die Vorstellung der Förderung der eigenen Stimme der Betroffenen, unabhängig der Meinungen von Medizin, Wissenschaft und Profession, ohne diese jedoch zu negieren!
Als mögliche offene Fragen dienten:
- Menschen mit Demenz haben eine Stimme - was können wir tun, damit sie gehört wird?
- Wie treffen wir Menschen, die sich am Anfangsstadium befinden und ihre Stimme erheben möchten?
- Welche Barrieren hindern uns am Kontakt zu Menschen mit Demenz?
- Wie können wir Barrieren ebnen um zu den eigenen Stimmen von Menschen mit Demenz durchzudringen?
- Was benötigen wir um unseren Blick weg von uns hin zu direkt Betroffenen zu wenden?
Leben im Stadtteil ist aus sozialräumlicher Sichtweise von einer anonymisierten Nachbarschaft geprägt. Der Alltag im Stadtteil diente als Grundlage zu weiteren Fragestellungen. Dabei standen die versorgenden, kulturellen und freizeitlichen Räume, wie der Einzelhandel, Ärzte, Theater, Cafés, mit ihrem Fachpersonal im Fokus.
- Wie finden wir heraus wie mit Menschen mit Demenz im Arbeitsalltag sozial-kultureller Einrichtungen im Stadtteil umgegangen wird?
- Wie können wir Informationen über den Umgang mit Menschen mit Demenz im Stadtteil bündeln und zum Positiven für Betroffene nutzen?
Als Hilfsmittel wurden beschreibbare Tischdecken, Karten und Stifte angeboten um Antworten zu den Fragen festzuhalten.
Es bildeten sich Kleingruppen (3-5 Personen). Die Gruppen wählten eine/n Moderator/in, Protokollant/in um wenn nötig auf die Zielfrage zurückzuführen. Dabei sollte der Austausch zwischen den Personen nicht eingeschränkt werden. Es wurde eine Frage gestellt.
Um Antworten/ Ideen anderen Beteiligten als Gesamtbild visuell zu veranschaulichen konnten die Karten auf Stellwänden mit Packpapier angeheftet werden (15 Min.)
Daraufhin wurden die Karten in den einzelnen Gruppen nach einer kleinen Pause in Nah-, Mittel- und Fernziele umsortiert. (10 Min.)
Kommunikationsbuffet (35 Minuten): Mit dem Hinweis auf eine Auswertungsveranstaltung Anfang 2010 wurde die Gruppenaktion geöffnet und Beteiligte angeregt sich mit anderen Gruppen auszutauschen und die Ergebnisse zu betrachten. Die Stellwände wurden mit Listen ausgestattet um Adressen von Interessierten an der Umsetzung aufzunehmen.
Um weitere Ideen / Anregungen festhalten zu können wurden "geistreiche Boxen" aufgestellt, die auch anonyme Kritik fördern sollten. Ferner standen AnsprechpartnerInnen an Ständen bereit um direkte Kommunikation mit den VeranstalterInnen zu ermöglichen, Kontakte aufzunehmen und auf Rückfragen einzugehen.
Als Abschluss folgte die Lesung. Die beschriebenen Situationen bekräftigten die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit dem Thema der Lobbyarbeit und Unterstützung unmittelbar von Demenz Betroffener wiederholt.
Der Abschied wurde mit dem Ausblick auf die kommende Auswertungsveranstaltung und der Danksagung an die Beteiligung angereichert.
Vorher:
Jede Gemeinde des Alsterbundes versah ihre eigenen Adressen mit Adressaufklebern, die über das Kirchenbüro von St. Martinus, Frau Lemm, im Kirchenkreisamt angefordert wurden.
Die Gemeinden hatte folgendes Aufkommen zu bewältigen:
St. Peter 1632
St. Martinus: 2206
Paul- Gerhardt: 2202
Martin-Luther: 2581
Daran beteiligten sich insgesamt 10 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.
Die fertigen Adressen wurden im Büro der Begegnungsstätte gesammelt und mithilfe des Ehrenamtlichen Herrn T. zur Post gebracht. Nach der Umsortierung in der Postfiliale Eppendorfer Landstraße wurden die 14 Postkästen an die Adressatinnen und Adressaten versandt. Die Mitglieder der Kirchenvorstände waren während der Beschriftungsaktion aussortiert worden, um auf die Veranstaltung im persönlichen Rahmen hinweisen zu können, wenn zeitnah Kirchenvorstandssitzungen anstanden.
Über Kirsten Sonnenburg des Kirchenkreises Hamburg Ost wurde auf die Veranstaltung hingewiesen. Ein Besuch im Pflegestützpunkt des Bezirksamtes Nord diente u.a. der Einladung für die Auftaktveranstaltung.
Am 08.11.09 eröffneten wir die Ausstellung „Ein neuer Blick auf Pflege" Ausstellung mit Fotos von Julia Baier im Gottesdienst vor 50 Personen, mit dem Hinweis auf die Veranstaltung.
Aktualisierung Juni 2010-06-28
Bei dem Austausch mit den Kooperationspartnerinnen und -partnern der Kirchengemeinden Rahlstedt-Oldenfelde Hamburg am 18.03.2010 ging es um die inhaltliche Ausrichtungen einer Personalstelle für den Bereich Leben im Alter und Demenz. Schwerpunkte wurden Betreuung von Menschen mit Demenz in stationären Einrichtungen und Unterstützung bei Frühdemenz. Das Konzept ist noch im Entstehen und muss nach Erfassung erst den einzelnen Gremien (Kirchenkreisvorstand und Kirchenvorstände) zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Eine tatsächliche Stellenbeschreibung ist für 2011 vorgesehen.
Die Postkarte für die Befragung wurde entworfen und in Auftrag gegeben.
Drei Ehrenamtliche erklärten sich bereit, bei der Durchführung der Befragung aktiv zu sein. Eine der Damen ist eine junge Diplom Stadtplanerin, die über das Internet auf uns aufmerksam wurde. Sie hat sich zur Korrektur des Interviewleitfadens bereit erklärt und uns konstruktiv unterstützt.
Vom 15.-16. 04.2010 fand eine Tagung im Haus am Schüberg Hamburg unter dem Aspekt Handreichungen (Mappen für verschiedene Zielgruppen) zu dem Thema Alter statt. Dabei wurde deutlich, dass die Struktur von Kirche und Gemeinde sich von der Struktur einer Kommune bzw. eines Stadtstaates unterscheidet (und dies auch will und muss), diese Differenz geschichtlich betrachtet seit jeher besteht und Brückbau ein mühevolles Unterfangen ist.
Bei der Entscheidung zur Schaffung einer Planstelle überstimmte die inhaltliche Ausrichtung Freiwilligenforum das Thema Demenz.
Am 07.06.2010 um 20 Uhr gab Dietmar Bittrich seine Lesung aus Altersglück. Vom Segen der Vergesslichkeit. Die Lesung fand in der Kirche statt. Im Anschluss blieben Herr und Frau Bittrich noch zu einem angeregten Austausch zum Thema Demenz.
Eine Anzeige im Hamburger Abendblatt wurde auch in der Heideregion Scheeßel wahrgenommen. Aus Hamburg und der Region Alsterbund blieb die Resonanz verhalten. Neun Besucherinnen kamen in die Kirche St. Martinus.
Der Befragungszeitraum ist auf den Monat Juli ausgedehnt worden, da die Bereitschaft einiger Geschäftsführer nach anfänglicher Zusage bei der Bitte um konkrete Terminabstimmung tatsächlich ein Gespräch zu führen, eher verhalten blieb.
Veranstaltungen 2009/2010
21.11.2009
Auftaktveranstaltung: Vortrag Logik der Demenz, Ideensammlung für Öffentlichkeitsarbeit im Stadtteil; Lesung „Wo bist Du? Demenz - Abschied zu Lebzeiten"
29.02.2010
T-Shirt Veranstaltungswerbung im Rahmen von Martini erLeben
13.03.2010
Zweite Veranstaltung Besinnung: Was ist für Sie Demenz? Was möchten Sie darüber wissen?
Sammlung von Fragen für Stadtteilbefragung in Eppendorf
26.03.2010 um 18 Uhr
Erstes Treffen zur Erstellung des Interviewleitfadens
07.04.2010
Austausch zum Thema Demenz mit der Kirchengemeinde
Rahlstedt-Oldenfelde
05. / 06.06.2010
Öffentlichkeitsarbeit auf dem Eppendorfer Landstraßenfest
Befragungswoche in Eppendorf Mo., 07. - Fr., 11.06.2010
07.06.2010
Lesung: Dietmar Bittrich ließt aus Altersglück Vom Segen der Vergesslichkeit
Weitere Vorträge und Interaktionen in Planung
06.10.2010, 6x 14-tägig: Schulungskurs für Angehörige von Menschen mit Demenz
Kontakt & weiterführende Informationen
Name: Marie Engel
Funktion: Leiterin der Arbeitstelle Leben im Alter und der Begegnungsstätte Martinistraße
Institution: Ev. -luth. Kirchengemeinde St. Martinus-Eppendorf
Adresse: Martinistr. 33, 20251 Hamburg
Telefon: 040/48 78 39
Telefax: 040/48 74 52
E-Mail:
Internet: www.lebenimalter-hh.de