Eine Kommune auf dem Weg: München
Name der Initiative/Aktion: Alzheimer Gesellschaft München e.V. / Informationskampagne „Verstehen Sie Alzheimer?" 2006
Bundesland: Bayern
Einwohnerzahl der „Kommune": München: 1,3 Mio
Kontakt: Claudia Bayer-Feldmann, Alzheimer Gesellschaft München e.V., Tel.: 089 - 47 51 85,
Kurze Beschreibung der Initiative/ Aktion:
Die Informationskampagne „Verstehen Sie Alzheimer?" wurde 2006 anlässlich von 100 Jahren Alzheimer und 20 Jahren Alzheimer Gesellschaft München e.V. zusammen mit über 100 anderen Einrichtungen und Verbänden in München und Umgebung durchgeführt. Neben einigen zentralen Veranstaltungen gab es mehr als 400 Aktionen wie Vorträge, Kino-, Theaterveranstaltungen, Ausstellungen und spezielle Schulungen für Polizei, Kirchengemeinden, Seminare in Schulen oder für Architekten. Die Themen Alzheimer und Demenz sollten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und mehr Verständnis für die Situation der Erkrankten und deren Familien geweckt werden. Als Nebeneffekt sollte durch das Einbeziehen vieler Akteure die Vernetzung von Einrichtungen und Initiativen gefördert und Berufsgruppen sensibilisiert werden, die eher indirekt mit dem Thema Demenz zu tun haben.
Die Kampagne wurde federführend von der Alzheimer Gesellschaft München konzipiert und organisiert. Als wesentliche Kooperationspartner fungierten die Landeshauptstadt München und das Institut Technik - Theologie - Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Großer Wert wurde auf die visuelle und kommunikative Gestaltung der Kampagne gelegt. Portraitaufnahmen von Vertretern gesellschaftlicher (Berufs-)Gruppen bzw. Menschen unterschiedlichen Alters sollten zeigen, dass jeder in unserer Gesellschaft von der Thematik betroffen ist, nicht nur die Erkrankten. Ein 114 Seiten umfassendes Programmheft wurde in einer Auflage von 30.000 Stück verteilt (als download verfügbar unter: www.agm-online.de >> downloads).
Die Kampagne war ein großer Erfolg und wurde von allen Beteiligten engagiert mitgetragen. Über 11.000 Besucher nahmen an den Veranstaltungen teil; etwa 15.000 „eindeutige" Gäste besuchten die eigens eingerichtete Internetseite zur Kampagne. Die Nachhaltigkeit wurde befördert durch die Herausgabe eines ersten „Demenz-Wegweisers" für München mit Adressen von Beratungs- und Anlaufstellen zum Thema Demenz.
Nach zwei Jahren können wir feststellen, dass nicht nur der Bekanntheitsgrad vieler Einrichtungen, sondern auch das Wissen um Demenzkrankheiten in der Münchner Bevölkerung gewachsen ist. Die Vernetzung und Kooperation zwischen Einrichtungen hat sich intensiviert. Die Arbeit mit bestimmten Zielgruppen wie Polizei, Kirchengemeinden, Schulen, Banken etc. ist zeitintensiv und benötigt personelle und finanzielle Ressourcen. Mit Schulen gibt es weiterhin gute Kooperationen.
Wer ist an der Initiative/ Aktion beteiligt?
(Siehe oben)
Seit wann beschäftigt sich die Kommune mit dem Thema Demenz? Bzw. seit wann findet eine über den Kreis der Experten hinausreichende Beschäftigung mit Demenz statt?
Die Kommune, d.h. die Landeshauptstadt München beschäftigt sich bereits seit den 90er Jahren intensiv mit dem Thema Demenz. So hat der Stadtrat Förderprogramme für tagesstrukturierende Maßnahmen in Pflegeheimen, für Überleitungskräfte, für Schulung ehrenamtlicher HelferInnen zur Begleitung demenzkranker Menschen, für Betreuungsgruppen und die Einrichtung einer Beschwerdestelle für Probleme in der Altenpflege beschlossen. Die Münchner Alzheimer Gesellschaft e.V hat sich als Vertretung der Selbsthilfe frühzeitig einbringen können. Eine über den Kreis von Experten hinausreichende Beschäftigung mit dem Thema Demenz hat in München etwa ab 2005 begonnen.
Wer ist daran in welchen Rollen beteiligt?
Alzheimer Gesellschaft München, Landeshauptstadt München, Wohlfahrtverbände, Evangelische Landeskirche, Bayerische Architektenkammer, Polizei in den Rollen von Kooperationspartnern unterschiedlicher Projekte bzw. als Beteiligte von Arbeitskreisen.
Warum (bzw. in welcher Hinsicht) ist Demenz überhaupt ein Thema der Kommune?
Steigende Zahl von Erkrankten; Planung und Steuerung von Versorgung und Betreuung innerhalb der Kommune
Wie finanziert sich die Aktion /Initiative?
Die Informationskampagne „Verstehen Sie Alzheimer?" wurde über Eigenmittel der Alzheimer Gesellschaft München, über Zuwendungen der Landeshauptstadt München, von Stiftungen, von Krankenkassen und einigen wenigen Sponsoren finanziert. Die Gesamtkosten beliefen sich auf knapp 170.000 EUR. Die Koordination im Umfang einer über zwei Jahre ausgeübten Vollzeitstelle wurde ehrenamtlich übernommen.
Über welchen Zeitraum läuft/ lief die Initiative/ Aktion?
Planung und Vorbereitung der Aktion benötigten etwa 2 Jahre, Durchführung: Jan. - Dez. 2006, Nacharbeit etwa 6 Monate. Aufgrund geringer finanzieller Ressourcen werden derzeit nur Einzelaktionen, z.B. mit Schulen weitergeführt.
Welche Aktivitäten/Inhalte beinhaltet/ beinhaltete die Initiative/ Aktion?
Insgesamt etwa 100 Veranstaltungen (informativer und kultureller Art, Seminare und Schulungen), spezielle Zielgruppenarbeit in Schulen, mit Migranten, mit Polizeidienststellen, Kirchengemeinden, Architekten. Herausgabe verschiedener Publikationen.
Wer ist/ war die Zielgruppe?
Öffentlichkeit und bestimmte Zielgruppen (siehe oben)
Was ist/ war das Ziel der Aktion /Initiative?
Öffentlichkeit sensibilisieren und Verständnis wecken, Vernetzung verschiedener Einrichtungen, weitere Kooperationen
Welche Erfolge wurden bisher erzielt?
Bekanntheitsgrad von Einrichtungen und zum Thema Demenz ist gewachsen; Vernetzung und Kooperation deutlich gesteigert
Was ist für die Zukunft geplant?
Kontakt zu MigrantInnen, Intensivierung der Arbeit mit Schulen
Wie ist die Resonanz der Bürger?
Aufgeschlossenheit, aber auch Ablehnung, sich mit diesem Thema zu beschäftigen
Gibt es Kooperationen mit anderen Vereinen, Firmen, etc.?
Vereine und Initiativen sind interessiert; Firmenkontakte kamen nicht zustande. Hier ist große Zurückhaltung, sind Berührungsängste zu spüren.
Welche Schwierigkeiten, Stolpersteine gab es?
Im Hinblick auf die Finanzierung hat die Alzheimer Gesellschaft München große Anstrengungen unternehmen müssen, die Aktion durchführen zu können. Ohne ehrenamtliches Engagement wäre die Aktion in diesem Umfang nicht durchführbar gewesen. Vereinzelt war auch Konkurrenz zwischen Verbänden und Einrichtungen spürbar. Positiv war daher die neutrale Position und Rolle einer Alzheimer Gesellschaft als Patientenvertretung.
Woran machen die Träger der Initiative/ Aktion den Erfolg des Unternehmens fest?
Zahl der Besucher und Teilnehmer an Veranstaltungen, Auslastung der Beratungsstellen und Inanspruchnahme von Hilfen
Wird die Initiative/ Aktion ausgewertet?
Eine begleitende Evaluation wurde durchgeführt. Zur Kampagne „Verstehen Sie Alzheimer?" liegt eine Dokumentation vor.
Ein Rückblick auf die Kampagne sowie Informationsmaterial wie Dokumentation, Programmheft, Postkartenmotive (als downloads) etc. sind über die Website der Alzheimer Gesellschaft München unter www.agm-online.de zu finden.