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Demenzfreundliche Kommune Gießen

Verena Rothe, Leiterin der Geschäftsstelle der Aktion Demenz in Gießen und engagiert in der Initiative „Demenzfreundliche Kommune Gießen".

V.RotheBesondere Kennzeichen der Gießener Initiative:

  • Hier konnte man vergleichsweise auf nur sehr wenig bereits vorhandenes Engagement zurückgreifen.
  • Kennzeichnend für die Initiative in ihrem Zustandekommen ist ihre programmatische Verwobenheit mit Aktion Demenz und deren Aufruf für mehr zivilgesellschaftlichen Einsatz für ein besseres Leben und mehr Teilhabe für die Betroffenen.
  • Typisch auch: die starke Akzentuierung der sozialen Dimension des Phänomens. Eine Hürde bestand zunächst darin, dass die Stadt Gießen sich als junge, aufwärts strebende Universitätsstadt zu etablieren versucht, was sich auf die Motivation zur Förderung des Themas zunächst etwas dämpfend auswirkte.
  • Der Versuch, andere Sichtweisen zu vermitteln: Dem Bild von Demenz als dem ultimativen Schrecken andere, positivere, vorhanden Ressourcen in den Blick nehmende Perspektiven entgegenzusetzen. Hilfreicher als etwa im Beklagen des Verlusts von Sprache als Medium der Verständigung zu verharren, ist es beispielsweise, die Aufmerksamkeit auf andere Formen der Verständigung zu richten und sich auf die Vielfalt menschlicher Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten zu besinnen.
    Beispiel: Veranstaltung eines Tanzcafés, an dem ganz unterschiedliche Menschen mit großer Begeisterung teilnahmen - eine jüngere Teilnehmerin meinte danach, die Veranstaltung sei besser gewesen, habe mehr Spaß gemacht und deutlich mehr Lebensfreude vermittelt als der Besuch einer Disco.

Den gängigen Bildern und Vorstellungen etwas entgegenzusetzen ist verständlicherweise schwierig, wenn man sich als kleine Gruppe bürgerschaftlich Engagierter mit wenig bis keinen monetären Ressourcen aufmacht und dies in Einzelgesprächen zu leisten versucht. Der Weg ist der, Kooperationspartner zu suchen und durch öffentliche Veranstaltungen zu kommunizieren und zu wirken. Über die Aktion „Knoten im Taschentuch" wurde versucht, das Thema über einen anderen, weniger angstbesetzten Zugang zu transportieren. Die Initiative zog in der Haupteinkaufsstraße Gießens mit der Aktion „Weißt Du noch" die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich mit vielen geknoteten Taschentüchern, gespannten Wäscheleinen und der Einladung, eine persönliche Erinnerung aufzuschreiben und an der Wäscheleine zu befestigen.

Nach Aktionswoche, einem „Town Hall Meeting" (Tagesveranstaltung mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern und der Erarbeitung von Vorstellungen, wie ein Gießen aussehen könnte und sollte, in dem es sich für Menschen mit Demenz und diejenigen, die sie begleiten, besser leben lässt) u.a,. geht es derzeit um die Verstetigung der Initiative; es soll ein Verein gegründet und Verhandlungen mit Stadt und Landkreis geführt werden. Derzeit ist noch unklar, wo die Initiative an- und eingebunden werden kann und wird.