Die Kleeblattheime als Daseinsvorsorge im kommunalen Verbund – Walter Lees
Sabine Reinhold: Und wir schauen, was das für Folgen für die Heime hat. Bei mir ist Walter Lees, Geschäftsführer der Kleeblatt gGmbH. Herr Lees, nachdem, was Sie hier gehört haben, macht Ihnen das eher Sorge, wie viel sich da an Engagement und Kundigkeit außerhalb der Heime tut, oder sagen Sie: „Ich sehe das als eine Unterstützung?"
Walter Lees: Es macht mir unheimlich Mut - genau das Gegenteil! Herr Professor Klie, was Sie gesagt haben, „Ich möchte auch weiterhin dazugehören!" - das trifft doch die Seele des Menschen. Wir hatten vor 20 Jahren die Situation im Landkreis Ludwigsburg, dass viele Städte und Gemeinden gesagt haben „Wir möchten dafür sorgen, dass die alten Menschen weiterhin dazugehören." Wir können Pflegebedürftigkeit nicht wegdiskutieren, Gesundheitsveränderungen treten einfach ein, also stellte sich die Frage: Welches Hilfesystem brauche ich und zwar ganz vielfältig. Entstanden sind dann kleine Hilfe-Einrichtungen, kleine Pflegeinrichtungen mit in der Regel 25 Plätzen für den jeweiligen Ort, damit der alte Mensch, wenn er dann zu Hause nicht bleiben kann, umzieht in dieses Heim, und es sind zusätzlich betreute Wohnungen entstanden. Um die Frage konkret zu beantworten: Damit haben Sie aber die Möglichkeit, sehr eng mit dem Gemeinwesen vernetzt zu arbeiten und ganz, ganz niedere Schranken zu haben und irrsinnig viel Ehrenamt aufnehmen zu können.
Sabine Reinhold: Und das heißt Sie beziehen Angehörige zu einem sehr frühen Zeitpunkt ein?
Walter Lees: Wir beziehen Angehörige zu einem sehr frühen Zeitpunkt ein und haben auch ganz niederschwellige Angebote, dass beispielsweise ein pflegender Angehöriger auch einmal das Wochenende frei hat und wir dann den Pflegebedürftigen bei uns aufnehmen ...
Sabine Reinhold: Sozusagen Gästebetten?
Walter Lees: Gästebetten, ja ... einmal für die Nacht oder den Tag ... dass man die starren Grenzen zwischen häuslicher Versorgung und stationärer Versorgung auflöst, weil man nahe bei dem Menschen ist und der sein gewohntes Umfeld nicht verlassen muss.
Sabine Reinhold: Inwiefern bekommen Sie da kommunale, örtliche Unterstützung, denn das braucht man ja sicher, wenn man aus dem Heim sozusagen über den Zaun hinweg hinausgeht?
Walter Lees: Tja, dieses Modell, so wir es haben, war nur möglich, weil es die Gemeinden selbst in die Hand genommen haben. Es war keiner der Etablierten bereit, dieses Konzept umzusetzen und deshalb haben sich die Gemeinden zusammengeschlossen, so wie sie ein Schulzentrum zusammen betreiben können oder sonst eine Daseinsvorsorge und haben dieses Kleeblatt gegründet. Wir sind also eine kommunale Gesellschaft und von daher auch sehr vernetzt mit den jeweiligen Orten.
Sabine Reinhold: Wo denn, wen ich versuche, das einmal zu lokalisieren, wo sagen Sie, läuft das besonders gut?
Walter Lees: Es läuft da besonders gut, wo wir eine enge Verbindung haben zu dem, was im Ort passiert, zum Ehrenamt ...
Sabine Reinhold: Zum Beispiel?
Walter Lees: Besonders gut läuft es zum Beispiel in Oberstenfeld
Sabine Reinhold: In?
Walter Lees: Oberstenfeld! Eine schöne idyllische Stadt mit gutem Wein und heute Abend Schnee!
Sabine Reinhold: Eine gute Methode, Leute anzulocken! Etwas zu nennen, was zumindest die aus dem Norden erst einmal nachschauen müssen. Was würden Sie denn jemandem in Ihrer Profession raten: Wie bekommt er Gemeinden dazu, zu liefern, wenn die nicht von sich aus so schlau sind? Was sind die Argumente, mit denen so jemand losmarschieren sollte?
Walter Lees: Wenn der Bürgermeister und der Gemeinderat einen engen Kontakt zu der Bevölkerung haben, dann wissen Sie, wo der Schuh drückt und dann rennen sie Ihnen die Türe ein, wenn Sie mit einem guten Konzept kommen.
Sabine Reinhold: Dankeschön, Herr Lees, dann werde ich jetzt einmal Frau Christner und Herrn Lucke zu mir bitten und wir werden hören, wie das da ist mit der Bereitschaft. [Applaus]