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„Kunst kann an einer anderen Ebene ansetzen“ – Petra Uhlmann; Autorin und ehemals pflegende Angehörige

Petra Uhlmann, freie Autorin und Dozentin (und ehemals pflegende Angehörige)
Ihr Anliegen: Ausgegrenzte Themen in die öffentliche Wahrnehmung bringen!


Foto6_UhlmannSabine Reinhold: Wie machen Sie das?

Petra Uhlmann: Kunst kann an einer anderen Ebene ansetzen ...das ist genau das, was bei Menschen mit Demenz mit den kognitiven Einbußen, mit der Möglichkeit, über den Verstand manches nicht mehr nachvollziehen zu können, wichtig ist - denn da bietet die Kunst die Möglichkeit, auf einer anderen Ebene anzusetzen. Das ist nicht nur das, sie über das Gefühl oder über die Empfindung aufzuschließen, sondern es ist besonders für pflegende Angehörige wichtig, ihnen mitzuteilen, das Berühren eben über Bilder, über Erinnerung, aber nicht in den Verstandesleistungen, sondern eben in den Bildern, die die Menschen noch in sich tragen ....

Sabine Reinhold: Also das, was wir heute Morgen erlebt haben mit dem Tanzen?

Petra Uhlmann: Zum Beispiel so etwas, ja ... und auch die Urbilder, die vielleicht aus der Kindheit noch da sind, auch im Körpergedächtnis enthalten sind .... Da gibt es eben wirklich große Möglichkeiten.

Sabine Reinhold: Malen Sie mit Menschen mit Demenz?

Petra Uhlmann: Nein. Ich bin ja als Autorin tätig und ich versuche, eine bildhafte Sprache zu verwenden, die die inneren Bilder aktiviert. Mein Mann ist dazu der Photograph und wir versuchen, beides, Bild und Wort miteinander zu vereinbaren ... um einen Eingang zu schaffen, nicht nur über den Verstand .... sondern auch über das Gefühl.

Sabine Reinhold: Also eher bei den Angehörigen, den nicht dementen Menschen, die versuchen sie anzusprechen?

Petra Uhlmann: Richtig, ja - die Angehörigen, die Pflegenden, das Umfeld. - diese Menschen versuchen wir zu öffnen.

Sabine Reinhold: Und das gelingt?

Petra Uhlmann: Das ist unterschiedlich - je nachdem, wie offen die Menschen im Vorfeld schon sind. Also, wenn ich Lesungen mache, aus dem Buch, das wir veröffentlicht haben, dann ist das schon so, dass es ruhig wird im Saal, dass die Menschen mitunter sehr in sich gekehrt sind, dass es manchmal auch schon Tränen gab ... und im Nachhinein wir auch schon die Resonanz bekamen: Seitdem wir diese Geschichten gelesen haben und dieses Buch angeschaut haben, können wir mit unserem betroffenen Angehörigen anders, besser umgehen, wir versuchen einfach, über eine andere Zugangsebene in seine Welt zu gehen ...