Koordiniert seit fast 20 Jahren ein Gastfamilienprogramm für Menschen mit Demenz – Ruth Hamberger (SOFA, Landkreis Esslingen)
Ruth Hamberger, Sozialarbeiterin, koordiniert und betreut Gastfamilien, die Menschen mit Demenz eine Zeit lang bei sich aufnehmen und organisiert die Aufenthalte.
Die Familien nehmen in der Regel zwei Mal jährlich für ca. 10 bis 14 Tage einen Menschen in ihrem Haushalt auf und versorgen ihn dann, rund um die Uhr, derjenige lebt in der Familie mit, mit allem. Was dazu gehört. Es sind Familien, die dafür vorbereitet wurden, die fortgebildet wurden. Sie haben sich bereit erklärt, diesen Dienst zu übernehmen und erhalten eine Bezahlung. Aber das ist nicht das zentrale Motiv. Das Ausschlaggebend ist, dass es Familien sind, die bereits eigene Erfahrungen hatten, als Angehörige oder als Familien bzw. Personen, die aus dem Bereich Pflege kommen.
Es sind Familien, die ein gutes Stück weit wissen, auf was sie sich einlassen. Es sind Menschen, die in der Pflege oder Nachbarschaftshilfe gearbeitet haben, die machen das, nachdem sie aufgehört haben zu arbeiten. Es gibt niemanden, der das parallel zu seinem pflegerischen Berufsalltag macht.
Ruth Hamberger steht den Familien oder (in wenigen Fällen) einer einzelnen gastgebenden Person als Ansprechpartnerin (jederzeit) zur Verfügung. Alle Familien und diejenigen, die einen Menschen mit Demenz „abgeben", haben die private Telefonnummer der Koordinatorin. Ruth Hamberger koordiniert dieses Projekt seit fast 20 Jahren und hatte in der Zeit einen einzigen Anruf in ihrer Freizeit. Das heißt, in der Regel genügt es, dass die Telefon-Nummer einfach als Sicherheit da ist - es wird nicht ausgenutzt.
Der Kontakt läuft immer über Frau Hamberger. Es wird keine Adresse herausgegeben. Familien, die ihren Angehörigen unterbringen möchten, weil sie in Urlaub fahren möchten, rufen Frau Hamberger an. Sie überlegt sich während des Gespräches, wo derjenige ungefähr hinpassen könnte. Der nächste Schritt besteht darin, zu eruieren, ob die ausgesuchte Gastfamilie auch Zeit hat, eine Aufnahme möglich ist. Wenn dem so ist, wird ein Hausbesuchstermin mit der Familie inklusive betroffener Person, dem künftigen Gast, vereinbart. Das Arrangement muss stimmen. Die Sympathie muss da sein, man muss den Eindruck haben, die können miteinander auskommen. Dann wird die Vereinbarung geschlossen.
Auf den Hinweis des Moderators auf die Schwierigkeiten, die ein Ortswechsel für Menschen mit Demenz mit sich bringen kann und die Möglichkeit, dass eine solche Unterbringung dann Ängste wecken könnte, führt Frau Hamberger aus, dass es sich in dem Programm nicht unbedingt um einmalige Vermittlungen handle. Es komme oftmals vor, dass ein solches Arrangement dann später durchaus auch einmal für ein Wochenende getroffen werde. Die Erinnerung bei den demenziell veränderten Personen, die sie vermittelt, reicht in der Regel so weit, dass sie sich durchaus daran erinnern, schon einmal in der Gastfamilie gewesen zu sein.